Fake News – ein alter Hut. Die schöne Eva Trott

Musik Zwei Königskinder

Das Thema „Fake News“ beschäftigt uns seit langem immer wieder und wenn man sich nur oberflächlich damit befasst, könnte man auf die Idee kommen, dass es sich dabei um ein neues, Social-Media-spezifisches Phänomen handelt. Das ist aber nicht so. Fake News gibt es vermutlich, seit es Menschen gibt, die in Gemeinschaft leben und die sich sprachlich oder anders miteinander verständigen können, nur der Begriff ist neu. Die Geschichte ist voll von Beispielen für Manipulation durch gezielt lancierte falsche Nachrichten und ich möchte versuchen, einige von ihnen darzustellen und, so weit möglich, einzuordnen.

Linkes Bild: Eva von Trott (auch Trotha und Trotta, * um 1506 (http://www.bildarchivaustria.at/default.aspx Österreichische Nationalbibliothek) Stich des 18. Jahrhunderts nach einem Gemälde von Sebastian Bombelli

Rechtes Bild: Herzog Heinrich II. von Braunschweig-Wolfenbüttel (Quelle: http://www.welfen.de/HeinrichJung.JPG, Public domain, via Wikimedia Commons)

Heute erzähle ich die Geschichte um die schöne Eva von Trott, die sich zur Zeit der Reformation zugetragen hat. Ich denke, ich verspreche nicht zu viel, wenn ich ankündige, dass ich mit einer Geschichte aufwarten kann, die an Dramatik, an Raffinesse und an Fake-News-Potenzial durchaus mit vielen Geschichten mithalten kann, die wir heute erleben.

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Türen – und was hinter ihnen steckt #1

Wer in der Adventszeit unseren Podcast-Adventskalender „24 Türen“ verfolgt hat, dem sind sicher auch die Bilder der sehr unterschiedlichen Türen, Tore und Durchgänge bzw. Durchfahrten aufgefallen, die die Hörstücke begleitet haben. Türen machen neugierig: Verschlossene Türen werfen die Frage auf, was sich hinter ihnen verbirgt. Durchgänge eröffnen Durchblicke, sie lenken den Blick des Betrachters bzw. der Betrachterin in eine bestimmte Richtung. Ich fotografiere sehr gerne Türen – und mache mich damit bereitwillig zum Gespött meiner Söhne. Aber das nehme ich gerne auf mich, weil ich im Lauf der Jahre viele sehr vielgestaltige Türen entdeckt habe, die mich neugierig gemacht haben und von denen einige sogar Geschichte(n) erzählen. Bei den beiden heute beschriebenen Türen spielt Geld eine zentrale Rolle.

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Aus der Geschichte lernen?

Manche Begriffe, die einmal wichtig waren, verlieren im Lauf der Zeit an Bedeutung, was auch zur Folge haben kann, dass die Schreibweise verloren geht. Welche Bedeutung kann das „Lernen aus der Geschichte“ für uns überhaupt haben?

Nein, ich möchte mit dem Bild oben niemanden bloßstellen. Es stammt aus einer Ausstellung, die Schülerinnen und Schüler erarbeitet haben – mit sehr viel Liebe und Hingabe. Es war eine Freude, diese Ausstellung anzuschauen. Dass man im Wort Kassettenrecorder so viele Rechtschreib-Lapsi unterbringen kann, ist nach meiner Wahrnehmung eher ein Symptom: Ich bin mit Kassettenrecordern aufgewachsen und habe sie täglich benutzt. Die Jugendlichen, die heute zur Schule gehen, kennen diese Technik in der Regel nicht mehr. Und dass es dann falsch geschrieben wird, ist möglicherweise eher das Zeichen fehlender Erfahrung, des Vergessens und des Nicht-Kennens als einer grundsätzlichen Orthographie-Ignoranz.

Ja, ich gebe es zu: Auch ich bin der Illusion aufgesessen, dass wir aus der Geschichte lernen können, dass mehr Bildung dazu führen kann, dass unser Leben besser, wahrhaftiger und ehrlicher wird. Zweifel an dieser Vorstellen von einer linearen Geschichtsentwicklung, in der es unaufhaltsam aufwärtsgeht, habe ich schon seit langem. Aber mittlerweile bin ich ziemlich sicher, dass wir uns zwar entwickeln, dass Entwicklung nicht in jedem Fall zu dem führt, was ich als „Verbesserung“ empfinden und beschreiben würde.

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Vom Kofferpacken und Crowdsourcing in vordigitalen Zeiten

„Ich packe meinen Koffer“ – dieses Spiel kennt wohl fast jede und jeder. Kofferpacken hat etwas verheißungsvolles: Man begibt sich auf eine Reise, auf einen Weg, man ist voller Vorfreude und Anspannung, weil man noch nicht genau weiß, was auf einen zukommt. Meistens packt man viel zu viel ein, was man in der Regel erst beim Auspacken nach der Rückkehr bemerkt. Jedes Mal beim Auspacken nimmt man sich vor, beim nächsten Mal nun aber wirklich weniger einzupacken, um es dann wieder genauso zu machen.

In diesen Zeiten erinnert uns das Kofferpacken und der Koffer an sich aber auch noch an etwas anderes: Durch die Corona-Pandemie ist unsere Bewegungsfreiheit zumindest vorübergehend Spontanes Verreisen wird schwieriger, alles was wir tun erfordert mehr Planung. Und auch wenn wir unseren Zielort erreicht haben, fühlt es sich ganz anders an, als das was wir aus den letzten Jahren an Reise-Erlebnis gewöhnt sind: Abstand ist Trumpf, Kultur wird wohl noch für längere Zeit eher auf „Sparflamme“ geboten und Mundschutzmasken verdecken einen großen Teil unseres Gesichts.

Im Imshäuser Herrenhaus, dem Elternhaus des Widerstandskämpfers Adam von Trott zu Solz (1909-1944) gibt es gleich mehrere Koffer. Sie bilden in diesem so „erdigen“ Haus (als traditioneller Lehmfachwerkbau errichtet, besteht es zum größten Teil aus Holz und Lehm – zwei Materialien, die eng mit der Region und mit dem Boden verbunden sind) die Weite, den Gegenpol zur Nähe und zur tiefen Verwurzelung der in ihm lebenden Menschen.

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Von #Histodingsen und Feierabendziegeln

Manchmal sind es gerade Kleinigkeiten, die überraschend mit Erkenntnisgewinn verbunden sind. Und manchmal sind es besonders hübsche Kleinigkeiten, die den Historikerinnen-Alltag versüßen. Dieses Mal war es die Aufforderung des Histocamp-Teams (wer noch nicht weiß, dass ein #Histocamp die großartigste Möglichkeit ist, eine historische Tagung in Form einer „Nicht-Konferenz“ – eben eines sehr lebendigen und dennoch inhaltlich gehaltvollen Bar-Camps für Historiker/innen zu zelebrieren, kann sich unter https://www.histocamp.de/ mit allen nötigen Informationen versorgen) für die Vorstellungsrunde nach einem „histodings“ zu suchen. Ein bisschen überlegen musste ich schon, aber dann habe ich mich für einen unserer beiden „Trottenziegel“ entschieden.

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Einer von zwei handgetöpferten, mit Karikaturen versehenen Dachziegeln aus dem Jahr 1791/1792

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Alles Luther oder was?

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Jede Epoche bekommt das Reformationsfest, das sie verdient. Das lässt sich auch anhand des Reformationsjahres 2017 sehr deutlich zeigen: Ein Event jagt das nächstes und der Spektakularitätsfaktor muss am besten jedes Mal eine Steigerung erfahren. Vom Pilgern mit Traktoren und dem Luther-Pilgerweg bei uns in der Region über eine Flut an Büchern und Vorträgen, von Luther-Mahlzeiten, Theaterstücken und Musicals, von Bonbons, Backmischungen über Spielzeugfiguren und Socken bis hin zur Weltausstellung: Der Phantasie sind offensichtlich keine Grenzen gesetzt und je markttauglicher, desto besser. Und dazu der allgemeine Tenor, der sich in vielen Reden dieses Jahres widerspiegelt: Luther als Vorkämpfer der Moderne, der Zivilgesellschaft und der Menschenrechte.

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Ein reiches Leben – Clarita von Trott zu Solz zum 100. Geburtstag

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Clarita und Adam von Trott zu Solz in ihrer Verlobungszeit in Imshausen (Mai 1940), Bild: Wikipedia.org (Urheber: Familie von Trott)

 

„Sie versteht, was mir im Leben am wichtigsten ist und wird mir helfen, dafür zu kämpfen.“ (Clarita von Trott zu Solz: Adam von Trott zu Solz. Eine Lebensbeschreibung, Lukas Verlag, Berlin 2009, S. 236)

Diesen Satz schrieb Adam von Trott zu Solz 1940 nach seiner Verlobung mit Clarita Tiefenbacher an seine Mutter. Dieser Satz hat das Leben Clarita von Trotts, deren Geburtstag sich am 19. September zum 100. Mal jährt, auch nach dem Tod ihres Mannes tief geprägt. Sie wusste von Anfang an, dass ihr Mann, der Diplomat im Auswärtigen Amt tätig war, enge Verbindung zu Regimegegnern hatte und sie war sich der Gefahren, die mit seinen Aktivitäten einhergingen immer bewusst. Adam von Trott zu Solz gehörte zum „Kreisauer Kreis“, der ab Ende der 1930er Jahre Neuordnungspläne für ein Deutschland nach dem Ende des Nationalsozialismus und für eine neue europäische Friedensordnung entwickelte, wurde nach dem gescheiterten Umsturzversuch vom 20. Juli 1944, an dessen Planung er beteiligt war, in Berlin-Plötzensee hingerichtet.

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Erinnerung braucht Pflege

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Die Spuren wieder lesbar machen …

In vielen Städten sind sie zu finden: Stolpersteine, die an Menschen erinnern sollen, die in unserer Nachbarschaft gelebt haben und die in der NS-Zeit aus unseren Städten und Dörfern heraus deportiert und ermordet wurden. Initiiert wurde die Verlegung von Stolpersteinen durch den Künstler Gunter Demnig, der mithilfe der in das Straßenpflaster eingelassenen Messingplatten verhindern möchte, dass nach den Menschen auch die Erinnerung endgültig aus unseren Köpfen verschwindet.

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Geschichte ist Luxus – der möglichst nichts kosten darf …

Gestern habe ich das frisch eröffnete Museum am Grenzdurchgangslager Friedland (www.museum-friedland.de) besucht. Eine eindrucksvolle Ausstellung, die den historischen Ort Friedland dokumentiert, der seit 1945 wie kein anderer für Migration und Übergang steht. Mit dem Bahnhofsgebäude wurde für die Ausstellung ein Ort gefunden, der nicht nur verkehrstechnisch hervorragend angebunden ist, sondern auch an sich schon Symbol des Transits, des Übergangs ist. Mehr als 4 Millionen Menschen sind seit 1945 über das Grenzdurchgangslager Friedland in die Bundesrepublik Deutschland gekommen: Flüchtlinge und Vertriebene, Kriegsgefangene und Spätheimkehrer, Spätaussiedler, DDR-Flüchtlinge, Flüchtlinge aus Chile, Boat-People aus Vietnam, jüdische Kontingentflüchtlinge aus der ehemaligen Sowjetunion und viele mehr. Heute sind es vor allem Asylsuchende aus Syrien, Afghanistan, Eritrea und vielen anderen Ländern, für die Friedland eine der ersten Stationen in Deutschland ist.

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Von der Schwierigkeit, sich zu er-innern

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Gedenktafel für die Gefallenen des 2. Weltkrieges und für den Widerstandskämpfer Adam von Trott zu Solz in der Dorfkirche von Bebra-Imshausen

Er-innern. Sich Dinge ver-innerlichen, die in der Vergangenheit liegen, Er-innerung als die Wurzel dessen begreifen, was unsere Gegenwart und vor allem unsere Zukunft ausmachen. Das ist eines der großen Themen, die mich seit langem bewegen, ich kann das wohl mit einer gewissen Berechtigung als eines meiner Lebensthemen bezeichnen. Nicht nur, weil ich Geschichte studiert habe und trotz vieler Gegenbeweise immer noch einen kleinen Rest Hoffnung habe, dass wir als Menschen lernfähig sein könnten, und nicht alle historischen Fehler zwangsläufig wiederholen müssen.

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